Portrait Nr. 44

Megan Rapinoe

Fußballspielerin, Weltmeisterin, LGBTQ+ Aktivistin, Kämpferin für Gleichberechtigung. INSPIRIEREND.

Jul 9, 2020
Verfasst von:
Alice

Leute, es ist Pride Week in München, und es fühlt sich so seltsam an, nicht auf die Straße zu gehen, zumal das Wetter absolut fantastisch ist. Ich bin eigentlich kein Partygirl, aber die Pride Week war für uns immer ein Anlass feiern zu gehen, wegen der besonderen Bedeutung, die für uns dahinter steht.

"Sich der Welt zu zeigen ist hart, aber es lohnt sich. Ich glaube nicht dass es irgendjemand bereut hat, seine Meinung zu sagen, sich zu erheben oder in einem gewissen Moment tapfer zu sein." (Megan Rapinoe)

Ich erinnere mich an meinen ersten Besuch eines Pride-Events. Es war ein Jahr, bevor ich Diana kennenlernen würde, und es war so befreiend und schön so viele Menschen zu sehen, die den Teil von mir verstanden, den ich so lange und bis zu diesem Augenblick vor beinahe allen versteckt hatte. Es war nicht einfach nur eine Gelegenheit, mit einem Haufen Gleichgesinnter wild zu feiern, es war ein erstes öffentliches Bekenntnis zu meiner Homosexualität. Ein Wendepunkt in meinem Leben, an dem mir klar wurde, dass ich von nun an das Leben als offen lesbische Frau leben würde, um glücklich zu sein.

Ich begann zu verstehen, was es wirklich bedeutet „out and proud“ zu sein. Schließlich ist eine bestimmte sexuelle Orientierung kein Grund, stolz zu sein. Dafür einzustehen, als normaler Mensch wahrgenommen zu werden, aber sehr wohl.

"Hoffentlich wird irgendwann dein persönliches Leben niemanden mehr angehen, aber bis dann geht es weniger darum, dass Menschen über deine Sexualität Bescheid wissen, sonder mehr darum, das was richtig ist zu verteidigen und für Gleichheit zu kämpfen." (Megan Rapinoe)

Lasst uns ein bißchen über die Lebenswirklichkeiten in unserer Gesellschaft sprechen. Wenn wir geboren werden, wird unseren Eltern die Frage „Mädchen oder Junge?“ gestellt. Niemand fragt: „Hat das Kind weibliche oder männliche Genitalien? Oder vielleicht unbestimmte?“ Ab dem Moment, in dem wir das Licht des Kreißsaals erblicken, bekommen wir bestimmte soziale Rollen zugeteilt. Ähnlich ist es mit der sexuellen Orientierung: Man geht davon aus, dass wir heterosexuell sind, bis wir das Gegenteil beweisen. Heterosexuelle Menschen brauchen kein Coming-Out. Nur queere Menschen.

Ich träume von einer Gesellschaft, in der Onkel und Tanten die Eltern fragen: „Hat X. schon einen Freund oder eine Freundin?“ Eine Gesellschaft, in der die Taten und Werte einer Person mehr zählen, als die Frage, mit wem sie schlafen. Die Art von Gesellschaft, für die Megan Rapinoe kämpft.

"Je mehr ich über Rechte für Homosexuelle, gleiche Bezahlung, Gender Gerechtigkeit und Rassenungleichheit lerne, desto mehr sehe ich, dass alles zusammengehört. Wir können all das nicht trennen. Es greift alles ineinander." (Megan Rapinoe)

Sie spielt schönen Fußball. Ich weiß das, ich habe selbst gespielt. Zwar nur zum Spaß, aber trotzdem verstehe ein bißchen davon. Megan wußte sehr früh, dass sie ohne Coming-Out nicht authentisch leben und Fußball spielen können würde. Wenn Du einen Sport lebst, bist Du besser darin, wenn Du zu jeder Zeit Du selbst sein kannst. Und sie spielt besser: Eine olympische Medaille und zwei Weltmeistertitel können das bezeugen. Nebenbei nutzt sie ihre Bekanntheit, um für LGBTQ+-Rechte, für Gleichberechtigung der Geschlechter und gegen Rassismus zu kämpfen. 2016, bei einem Länderspiel, beugte sie aus Solidarität mit Colin Kaepernick während der US-Nationalhymne das Knie. Danach erklärte sie: "Ich entschied mich ein Knie zu beugen, weil ich einfach nicht für diese Art von Unterdrückung gegen die eigene Bevölkerung stehen möchte, die dieses Land zulässt."

Ja, liebe Freunde (virtuelle oder reale), wir sollten alle das Knie beugen, wir sollten unsere Popularität aufs Spiel setzten, um für Gleichberechtigung in allen Aspekten des Lebens zu kämpfen. Sei es Hautfarbe, sexuelle Orientierung, Geschlecht, Religion, welcher Teil von uns es auch sein mag, der uns auf unsere eigene Art anders und einzigartig macht. Obwohl sie offen vor unseren Augen daliegen, bereitet es uns so große Schwierigkeiten, die Ungerechtigkeiten anzusprechen, deren Zeugen wir täglich werden. Darum sind wir füreinander da, um genau das zu lernen, immer und immer wieder, bis Kämpfen und Verändern uns zur zweiten Natur geworden sind.

"Es ist an der Zeit, zusammen zu kommen. Dieses Gespräch ist der nächste Schritt. Wir mussen zusammen arbeiten, wir brauchen jeden von uns. Das ist mein Auftrag an jeden von euch: tut was ihr könnt. Tut was ihr tun müsst, kommt aus euch heraus. Seid mehr, seid besser, seid größer als ihr jemals wart." (Megan Rapinoe)