Diese Frau hat LGBTQ+ Geschichte geschrieben. Um genau zu sein, lesbische Geschichte, und das ohne selbst homosexuell zu sein. Tausende Frauen auf der ganzen Welt lieben sie, so auch meine Frau. Daher war Jennifer Beals eine offensichtliche Wahl für eines der ersten 52 Portraits. Womit sie sich das verdient hat? Gut, dass ihr fragt.
Alice: Wann hast du Jennifer Beals entdeckt?
Diana: Meine erste Begegnung mit ihr war die Serie The L Word – Wenn Frauen Frauen lieben, die einzige lesbische TV-Serie in der Fernsehgeschichte. Ich glaube die kam 2004 auf den deutschen Markt, zu einer Zeit in der ich ein gebrochenes Herz hatte. Also schaute ich die Serie, genau wie alle Lesben. Bald war ich Hals über Kopf in Jennifer verliebt, und in ihre Filmfigur Bette Porter. Sie war so hübsch, so wunderschön, und das war nicht der einzige Grund. Ich bin auch Schauspielerin und ich wollte wissen, warum ich so fasziniert von ihr war. Also sah ich sie aus einer anderen Perspektive, ich sah wie sie die Rolle spielte und lebte. Und das hat mich nur noch mehr für sie begeistert. Ich finde ihr Schauspieltalent nach wie vor unglaublich. Man kann jede Emotion in ihren Augen und ihrem Gesicht ablesen, sie braucht nichts zu sagen oder zu tun. Man erkennt in ihren Augen ob sie fröhlich ist oder traurig oder ob ihr Herz gerade zerbricht. Ich war verloren, hoffnungslos verloren.
Alice: Du hast gesagt, alle Lesben schauen diese Sendung. Ich habe tatsächlich nur die erste Staffel gesehen.
Diana: Das ist eine Schande!
Alice: Das ständige Drama hat mir an der Show nicht gefallen. Aber ich denke, die Serie war bahnbrechend und ich bin fasziniert, wie lange sie sich im Vergleich zu den ganzen anderen Beziehungs-Dramen gehalten hat. Es war sehr wichtig, dass so eine Sendung im Fernsehen gezeigt wurde und dass sie mit ähnlichen Serien mit hetero-Themen konkurriert hat, die zur gleichen Zeit liefen. Sechs Staffeln, das ist echt eine lange Zeit.
Diana: Ja, man könnte sagen sie war revolutionär. Wir hatten so etwas noch nie zuvor- und auch seitdem nicht gesehen. Erst im Nachhinein habe ich herausgefunden, dass Jennifer privat hetero ist. Sie war seit Flashdance ein Star und ich denke, es war sehr mutig von ihr diese Rolle zu spielen, egal was das für ihre Karriere bedeuten würde. Die Herausforderung spornte sie an und sie hielt das Thema für so wichtig, dass sie unbedingt so eine Rolle spielen wollte, um der LGBT-Gemeinschaft Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit zu schenken. Damit auch dieser Teil der Gesellschaft im Fernsehen repräsentiert ist.
Diana: Aber es ist wie gesagt nicht nur die Art, auf die sie Bette Porter gespielt hat. Sie ist so ein großartiger Mensch. Sie setzt sich ein für die LGBTQ+ Community, und das wirklich mit einer Stimme, egal wo sie ist oder bei welcher Veranstaltung sie gerade teilnimmt: sie spricht als wäre sie eine von uns. Sie kämpft für die Repräsentation und gegen die Diskriminierung von LGBTQ+ Leuten. Zehn Jahre nachdem die erste Staffel The L Word erschien – eine Zeit in der im Fernsehen ansonsten nichts in diesem Bereich passiert ist – hat sie sich zusammen mit Kate und Leisha entschlossen, eine neue L-Word-Serie zu starten, um die Diskussion am Leben zu erhalten, und ihr neuen Schwung zu geben. Gegen den Tsunami an Hass und Fanatismus, der die Welt gerade überrollt. Das bewegt mich sehr. Und es geht Jennifer nicht nur um unsere Community. Sie steht für alle ihre Werte und setzt ihren Promi-Status ein um für Frauen, Schwarze, die Umwelt und gegen Diskriminierung einzustehen. Deswegen steht sie auch auf meiner Wunschliste derer, die ich in meinem Leben fotografieren möchte, und zwar ganz oben.
Da haben wir es also, unser Porträt Nummer 50: Die außergewöhnlich hübsche, engagierte und entschlossene Jennifer Beals. Auch wenn ich immer noch kein großer Fan ihrer Serie bin: ich habe mich gerade in sie verliebt.