Portrait Nr. 2

Barack Obama

Leader, Denker, Familienmensch, mitfühlend, gütig. INSPIRIEREND.

Sep 13, 2019
Verfasst von:
Alice

Nur zwei Dinge können mich wirklich umhauen: phänomenales Schreibtalent und herausragende Redegewandtheit. Zwar gibt es viele sehr gute Schriftsteller und Redner, aber nur sehr wenige, die ich als phänomenal oder herausragend bezeichnen würde. Barack Obama ist für mich der Archetyp eines inspirierenden Redners. Seine Rhetorik stützt sich auf Wissen und wissenschaftliche Fakten.  So viel die Wahl meines 2. Portraits natürlicherweise auf ihn.

Während der Recherche für sein Porträt sah ich mir einige seiner Ansprachen erneut oder erstmalig an. Ich suchte nach einem bestimmten Moment, der mich über die Bewunderung des Intellekts hinaus bewegt hat und wachsen ließ. Es geschah bei einem der wenigen Treffen von Obama und Trump Ende 2016, als der Noch-Präsident darüber sprach, dass es der Job eines Präsidenten sei, Dinge zu verbessern, während der zukünftige Präsident vorgab zuzuhören.

Ich möchte jetzt nicht über Politik schreiben oder meine Meinung zu blonden Staatsoberhäuptern mit orangener Haut äußern. Auch wenn ich diese selbstverständlich habe, so wie alle Weltbürger, die sich über die Richtung, die unsere Gesellschaft gerade einschlägt, Sorgen machen. Stattdessen werde ich darüber schreiben, wie man die Dinge besser macht.

"Lass mich dir was sagen. Besser ist gut." (Barack Obama)

Vor ungefähr einem Jahr hielt Obama in Illinois eine Rede über die Verantwortung, die kommenden Generationen zufällt, den um sich greifenden Wahnsinn zu beenden. Unter anderem sprach er darüber, was es bedeutet, in einer erfolgreichen Demokratie zu leben: "Eine Demokratie zum Funktionieren zu bringen bedeutet …anzuerkennen, dass sich Fortschritt nicht komplett auf einmal einstellt, aber dass sich Dinge verbessern, wenn man sich richtig hineinkniet, wenn man bereit ist dafür zu kämpfen."

Nachdem ich während meiner ersten 11 Lebensjahre in einer Diktatur aufwuchs, habe ich früh gelernt, jede Art von Verbesserung - egal wie klein - wertzuschätzen. Es war besser, im Winter Holz zum Heizen zu haben, anstatt im kalten Schlafzimmer zu frieren. Es war besser, Sonntag Morgen nach stundenlangem Anstehen einen Laib Weißbrot ergattert zu haben, als sich wie an jedem anderen Tag mit dem ewig gleichen Schwarzbrot, dem Symbol für Armut, begnügen zu müssen.

Und als ich älter wurde und die zart knospende Demokratie in meinem Heimatland Wurzeln zu schlagen begann, war es eine Verbesserung, nach Westeuropa reisen und in meiner neuen Heimat Deutschland die Vorzüge einer kostenlosen universitären Ausbildung genießen zu können. Nicht nur fand ich hier die Möglichkeiten, die ich mir immer erträumt hatte, sondern endlich die Freiheit, mein Leben so zu leben, wie ich es leben wollte, und offen ich selbst zu sein - wenn auch zu dem Preis, von meiner eigenen Mutter wegen meiner sexuellen Orientierung abgelehnt zu werden.

Während viele von uns diese Dinge als selbstverständlich betrachten, war für mich jedes „besser“ eine hoch geschätzte Errungenschaft. Angesichts der weltweiten Zunahme ökologischer, politischer und existenzieller Probleme finde ich, wir sollten mehr denn je jedes „besser“ so sehr feiern, wie es nur geht.

"Hör nicht auf die Leute, die sagen dass es sich nicht lohnt zu kämpfen, weil du nicht alles bekommst was du willst... Es lohnt sich immer für Verbesserung zu kämpfen." (Barack Obama)

Da sich der Tod meiner Mutter nun bald zum zweiten Mal jährt, muss ich immerzu daran denken, dass ich aufgab, an die Möglichkeit einer Besserung unserer Beziehung zu glauben. Ich nahm an, sie würde mich niemals akzeptieren als der Mensch, der ich bin. Vielleicht hätte ich vor ihrem Tod mit ihr sprechen und zunächst kleine Verbesserungen anstreben sollen, Schritte der Annäherung, anstatt von Beginn an absolute Akzeptanz ihrerseits zu erwarten.

Besser ist gut und eindeutig besser als gerade gut genug.

Also lasst uns damit beginnen, die Umstände stetig zu verbessern zu suchen, denn der Status Quo darf nicht das Ende der Geschichte sein. Es sein denn, wir lassen dies zu.